Baghira Logo Reisebericht Marokko 2001

Dieser Bericht wurde uns von Judith Zuckermann zur Verfügung gestellt,
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Motorradreise Marokko 2001

Alles begann mit der Idee, mit Moppeds nach Marokko zu fahren. Leider fehlten uns dazu die richtigen, denn eine BMW R 1100 RS und eine Yamaha XJ 600 S schienen nicht gerade geeignet. 
Nach einigen Vergleichen entschieden wir uns für 2 Baghiras, die dann im Juni 2000 angeschafft wurden. Die Tour sollte eigentlich schon im Herbst 2000 starten, musste aber jobwechselbedingt um ein Jahr verschoben werden.

In dieser Zeit intensiver Vorbereitungen kam uns natürlich schon bald der Gedanke, dass die Baghis als Streetmotos nicht besonders wüsten- und pistentauglich sind. So kam es, dass Ralf seine alte Suzuki DR 750 Big, die seit 2 Jahren mit ziemlich plattem Hinterteil (missglückter Wheelie) in seiner Werkstatt rumstand, wiederbelebte. Die Dicke wurde repariert, mit Roadbookhalter, IMO und GPS (Garmin Street Pilot) ausgestattet und auf der Thüringen Rallye getestet.

Für die Baghi wurde zwischenzeitlich mit unserem MZ-Händler rumüberlegt, wie wir Streetmoto- und Endurobereifung beim TÜV durchbekommen. Wir hatten natürlich keine Lust, bei jedem Radwechsel wieder beim TÜV vorzufahren. Nach erfolgtem Umbau hat’s denn auch mit der Eintragung geklappt und Baghi war schon wieder ein Stückchen pistentauglicher.

Als nächstes das Problem mit der Benzinversorgung. Leider bot der Zubehörhandel zu der Zeit ja noch nichts Brauchbares an großen Tanks an, zumindest nicht zu akzeptablen Preisen. Also, irgendwann bei Ebay einen 18 ltr. Enduro-Universaltank (der überall und nirgends passt) für 60,00 DM ersteigert und passend gebastelt.

Als Gepäcksystem entschieden wir uns für die unverwüstlichen Zega-Alu-Boxen mit Trägern von Touratech. Wobei das Trägersystem nicht unbedingt durch Passgenauigkeit überzeugte. Zum Schluss baute Ralf für beide Moppeds noch stabilen Motorschutz aus Alu-Riffelblech und nun konnte es losgehen.

 

28.09.01

Der Transporter (VW-LT) wird gepackt. Baghi und Big werden verzurrt, Motorradkoffer und Klamotten verstaut. Morgen in aller Frühe starten wir.  

29.09.01  

6.00 Uhr - endlich geht es los. Es ist saukalt in Deutschland, aber trocken. Die Autobahn ist leer und wir kommen gut durch.
Um 11.00 Uhr erreichen wir Paris. Die Umfahrung hier ist nicht besonders, es ist viel Betrieb, es regnet und die Aktion kostet uns eine Stunde.
Weiter geht’s über Orléans, Tours etc., Bordeaux, Bayonne, Biarritz. Die Pyrenäen-Ausläufer liegen vor uns. Endlich – Spanische Grenze. Es kribbelt mal wieder im Bauch.
Die erste Zwischenübernachtung machen wir nach 1.500 km Fahrt ihn Miranda de Ebro. Wir fallen hundemüde ins Bett.  

30.09.01  

9.30 Uhr – es geht weiter. Wir haben noch 700 km bis Cordoba vor uns. Dort werden wir den LT bei den Eltern eines Freundes stehen lassen, wo wir auch übernachten können.

01.10.01

Wir wachen gegen 8.00 Uhr auf und machen uns parat. Danach regen sich die anderen Wohnungsbewohner auch endlich. Die Eltern sind in der Küche. Muttern will uns einen „Anis“ andrehen. Um Gottes Willen! Morgens um ½ 9 auf nüchternen Magen, und gleich auf die Moppeds! Wir lehnen ab, aber besonders verständnisvoll ist sie nicht!

Endlich Abfahrt! Zuerst geht es auf gut ausgebauter, aber langweiliger Straße bis Malaga. Das Mittelmeer ist in Sicht – das Wetter einfach traumhaft. In Torremolinos verlassen wir die Autobahn und wollen auf der Küstenstraße weiterfahren. Im Ort selber machen wir einen Stop bei Lidl(!) und decken uns mit Wasser ein. Der CamelBak wird befüllt. Auf der Küstenstraße ist allerdings so viel Verkehr, dass wir uns entschließen, doch bis Algeciras Autobahn zu fahren.

Ein Stück hinter Marbella kommt der Felsen von Gibraltar in Sicht. Überall an der Straße gibt es kleine Agenturen und Büros, wo man schon Tickets für die Überfahrt kaufen kann.  

Algeciras ist erreicht und es geht Richtung Hafen. Ich bin so aufgeregt, dass ich fast vom Mopped falle! Die erste Kontrolle an der Hafeneinfahrt winkt uns durch – es kribbelt immer mehr.    

Dann kommen wir am Hafengebäude an und stellen die Moppeds ab. Es ist echt easy, wenig los. Wir dackeln zum Schalter von Trasmeditteranea. Es ist jetzt 15.30 Uhr und die nächste Fähre legt um 16.00 Uhr ab. Wir buchen gleich Hin- und Rückfahrt, weil das Ticket „open“ ist, bekommen daher etwas Rabatt und zahlen somit ca. 250,00 DM für uns beide komplett.    

Und wieder rauf auf die Moppeds – einmal um den Block gefahren und in die kleine Schlange eingereiht. Es kommt sofort jemand, der das Ticket gegen 2 Bordkarten austauscht.

Dann geht’s auch schon los – wir fahren in die Fähre. Die Motorräder werden gleich vorne an der Seite festgezurrt. Gleichzeitig mit uns kommt noch ein BMW-GS-Fahrer aus Sigmaringen an. 

Nach 35 Minuten Überfahrt haben wir afrikanischen Boden unter den Rädern! 

Jetzt müssen wir die Grenze suchen – nichts ist ausgeschildert. Aber Ceuta ist klein und man kommt fast automatisch dort hin. Völkerstämme von Marokkanern passieren vollbepackt die Grenze und pilgern Richtung Heimat.

Wir halten an. Sofort kommt so ein blöder Schlepper auf uns zu und winkt mit den Einreisezetteln. Wir wimmeln ihn ab, da wird er ziemlich unfreundlich aber wir ignorieren ihn.

Ein Stück weiter ist es wie abgeschnitten – die Straße wird schlagartig schmutzig, verstaubt. Müllberge säumen die Straße. Wir sind in Marokko! Der BMW-Fahrer ist auch wieder da und gemeinsam klappern wir diverse Schalter ab, bis wir die Einreiseformulare haben. Ralf ist völlig entnervt – also erledige ich den Papierkram. Wie immer in solchen Ländern ist niemand zuständig und niemand beachtet einen. Endlich sind die Pässe abgestempelt. Nun geht es zum Zoll – das begehrte grüne Papierchen für die Fahrzeuge ergattern. Da es total leer ist, ist die Sache echt stressfrei.

Wir brettern los und ich übersehe glatt die Zöllner, die verschlafen am Straßenrand sitzen und noch mal kontrollieren wollen. Vollbremsung – ich werde zurückgepfiffen. Aber der Typ ist supernett und ich habe die Lacher auf meiner Seite. Er will noch ein bisschen seine paar Englisch-Brocken an den Mann bringen. Schließlich entlässt er uns, wünscht eine gute Fahrt, wir winken noch mal und es geht los. Aber nur ca. 300 mtr. – schon wieder Kontroletti! Ein sehr wichtig aussehender Typ in Uniform will noch mal die Papiere sehen und wir können endlich los. 

Tagesziel ist Tétouan. Hier wollen wir uns ein Zimmer suchen. Prompt sitzen wir einem Moppedguide auf, der uns aber wenigstens zeigt, wo wir jetzt um ½ 7 noch Geld wechseln können! Mitten durch die Medina – wir machen gleich den Härtetest, aber es klappt erstaunlich gut. Man muss zwar jede Menge Augen haben, aber es ist o.K. Der Guide macht ein bisschen Stress, weil er natürlich Geld haben will, aber nichts bekommt. Nach ein paar Beschimpfungen, wir seien Rassisten, lässt er uns irgendwann in Ruhe und wir suchen das Hotel Paris. Die Leute schicken uns hin und her – es scheint so zu sein wie in Ägypten, wo es unhöflich ist, einem Reisenden nicht weiterzuhelfen. Schließlich erklärt man den Weg, obwohl man selber nicht weiß, wo das Gesuchte liegt. Schließlich finden wir es und fahren gleich in die dazugehörige Garage. Die GS steht auch schon dort. Der Parkwächter weist uns irgendwie ein und meine Baghi steht fast in seinem Bett!  

02.10.01  

Wir sind beide um 8.00 Uhr wach und beschließen, gleich loszufahren. Also wieder Moppeds bepacken. Der Garagentupfes will jetzt plötzlich 30 DH pro Mopped haben – Wucher! Wir Doofen haben versäumt, vorher nach dem Preis zu fragen. Na ja, war der erste Tag – man kann ja nicht an alles denken. Wir zahlen zähneknirschend und düsen ab. 

Am Stadtausgang tanken wir voll und fahren dann Richtung Chefchaouen. Unterwegs halten wir an einem typischen Café und „frühstücken“. Wir bestellen 2 Café au lait und jeder ein Stück Kuchen. Wir müssen echt grinsen, denn der Kuchen wird, in mundgerechte Stücke geschnitten und mit Pieker versehen, auf Tellerchen mit weißen Papierdeckchen serviert.

In Chefchaouen halten wir uns nicht lange auf. Wir sind  im Rif. Überall an der Straße werden uns Joints angeboten – kein Bock auf Stress. Wir machen ein paar Fotos, weil der Ort sehr malerisch am Berghang liegt.  

Es geht weiter Richtung Ouezzane durch’s Rifgebirge. Die Landschaft ist traumhaft schön.  

In Ouezzane trinken wir noch mal etwas. Gleich hinter dem Café biegen wir links ab, Richtung Fès-el-Bali. Wir wollen die kleine „weiße“ Straße nehmen und nicht die „dicke Rote“ (Hauptrichtung) nach Fès. Die Straße ist recht schmal, mit ausgefransten Rändern und man muss tierisch auf den Gegenverkehr aufpassen, weil es auch ziemlich kurvig ist. Die entgegenkommenden LKW’s bevorzugen irgendwie auch eher die linke Straßenseite!  

Nach einiger Zeit erreichen wir die „Barrage Mjaare“ und man kann nicht so recht erkennen, ob und wo es hier weitergeht. Die Talsperre ist noch gar nicht auf der Michelin-Karte eingezeichnet. Als wir anhalten, kommt gleich ein junger Militärposten auf uns zu und schüttelt uns erfreut die Hände. Wir fragen ihn nach der Straße nach Fès-el-Bali und er ist zunächst etwas ratlos. Er zeigt in die Berge und auf die Motorräder und schüttelt mit dem Kopf. Ein zweiter kommt dazu. Ich versuche es auf französisch, sie zu fragen, ob es möglich ist, durchzukommen, und schließlich meinen sie, es ginge schon. Also versuchen wir unser Glück.  

Die ehemalige Straße stellt sich als sehr gute Piste heraus – schätzungsweise 25 bis 30 km lang. Es dauert nicht lange und ich sehe im Rückspiegel ein weiteres Motorrad herannahen – es ist der GS-Fahrer von der Fähre! Wir fahren noch ein Stück und halten, um zu beraten, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, aber beide GPS sagen „ja“, die Richtung stimmt.

Etwas unterhalb der Piste liegt ein kleines Bauernhaus. Die Leute winken, der Vater und ein kleines Mädchen kommen und begrüßen uns mit strahlendem Lächeln. Der Vater ist sehr interessiert – er lädt uns zum Essen ein. Er spricht die Einladung 3 Mal aus – laut marokkanischen „Knigge“ ist sie also tatsächlich ernst gemeint! Aber wir lehnen dankend ab, schließlich wissen wir nicht, wie schnell wir weiterkommen und wir wollen, bevor es dunkel wird, in Fès sein.  

Irgendwann beginnt die Teerstraße wieder. Ab hier sind es noch 75 sehr kurvenreiche Kilometer auf ordentlicher  Straße bis Fès. Es gibt kaum Verkehr und wir lassen es richtig fliegen!

In Fès angekommen begeben wir uns auf die Suche zum Campingplatz „Diamant Vert“. Als wir dort ankommen, ist es schon dunkel.  

Der Campingplatz ist wunderschön unter Bäumen gelegen, es gibt tatsächlich Rasen. (Es sollte der einzige „Rasenplatz“ bleiben.)

Unser Zeltnachbar ist Volker aus Ravensburg. Er ist seit 5 ½ Wochen mit seiner Ténéré unterwegs – quer durch Südeuropa und jetzt auch erst seit 3 Tagen in Marokko. Er hat heute Geburtstag und lädt uns zum Bierchen ein. Es ist ein netter Abend und wir kriechen erst um 24.00 Uhr in unsere Zelte.

03.10.01  

Wir bleiben heute in Fès – Sigtseeing ist angesagt. Wir nehmen die Baghi und fahren etwas leichter bekleidet in die Stadt. Wir finden einen kleinen, abgelegenen Parkplatz, wo man nicht gleich wieder von selbsternannten Parkplatzwächtern überfallen wird.  

Nachdem wir uns den ganzen Tag in Fès‘ wunderschöner alter Medina die Füße platt gelaufen und ein paar Einkäufe getätigt haben, rollen wir abends wieder auf dem Campingplatz ein.  

In der Zwischenzeit sind noch 2 andere Biker eingetrudelt, Rainer mit seiner AfricaTwin aus Berlin und Christian mit BMW R 1150 GS aus Hannover. Unser Sixpack Bier (nach langem Suchen doch noch ergattert) muss nun für 5 reichen.  

Die Nacht wird, wie die vorherige, wieder ziemlich laut. Die Hunde jagen sich über den Platz und machen ein Höllenspektakel – Vollmond! Aber zum Glück gibt’s ja Ohrstöpsel von Hein Gericke!

weiter mit Teil 2